Entwurmen: JA, selektiv und ohne Nebenwirkungen! Wie geht das?

Der Befall unserer Haustiere mit Parasiten und Würmern geschieht häufig unbemerkt. Symptome wie z.B. schlechtes Fell, Abmagerung oder gar Eier im Kot zeigen sich nicht zwangsläufig oder dann erst, wenn der Befall schon sehr massiv ist. Vor allem Tiere mit einem „schwächeren“ Immunsystem sollten regelmäßig auf ihren Parasitenstatus hin überprüft werden: Tiere mit chronischen Erkrankungen, Stoffwechselproblemen, ältere Tiere und Katzen, die regelmäßig Beute fangen. Beim Wiederkäuer (Rind, Schaf, Alpakas, Kamele, Ziegen) kann das Verfärben der Konjunktiven ein Symptom für Parasiten sein (Bindehautentzündungsähnlich).

 

Bewusst spreche ich von der Überprüfung des Parasitenstatus und nicht direkt vom Entwurmen. Hintergrund ist, dass viele Tiere unnötigerweise mit einem Entwurmungsmittel (Anthelminthikum) behandelt werden. Empfehlenswert ist, genau zu wissen, ob entwurmt werden muss und wenn ja, mit welchem Wirkstoff. Die Parasiten entwickeln gegenüber den Wirkstoffen der Wurmkuren mehr und mehr Resistenzen, daher sollte man sehr gezielt und somit „selektiv“ entwurmen.

Was bedeutet die „selektive Entwurmung“?

Um den „Wurmstatus“ Ihres Tieres zu untersuchen, ist es ratsam, eine Kotprobe ins Labor zu schicken. Dazu wird eine Sammelkotprobe (von 3 aufeinanderfolgenden Kotabsätzen) eingeschickt. Die Sammelkotprobe ist erforderlich, da nicht mit jedem einzelnen Kotabsatz Parasitenstadien vom Tier abgesetzt werden.

Am geläufigsten ist die parasitologische Untersuchung, mit der parasitäre Entwicklungsstadien festgestellt werden. Diese Analyse reicht für die meisten Patienten schon aus.

Gibt es den Verdacht auf Lungenwürmer (vor allem bei Atemwegserkrankungen beim Hund), wird eine zusätzliche Untersuchung beauftragt. Die Lungenwürmer werden hochgehustet und abgeschluckt und können dann im Kot nachgewiesen werden. Speziell untersucht werden muss auch bei einem Verdacht auf Giardien. Hierbei handelt es sich um Dünndarm-Parasiten, die sich an die Darmwand anheften und für chronisch wechselhafte, teils schleimig-blutige Durchfälle Ursache sein können. Beim Pferd gibt es noch die Möglichkeit, eine gesonderte Untersuchung auf die kleinen Strongyliden zu machen, da die meisten Wurmkuren im Laufe der Jahre zwar die großen Strongyliden eingedämmt, aber zu einer Resistenzbildung bei den kleinen Strongyliden geführt haben.

Grundlegend empfehle ich eine regelmäßige, parasitologische Untersuchung, die meist als Diagnostik zum Parasitenstatus ausreicht. Darüber hinaus gehende Untersuchungen hängen von den Symptomen Ihres Tieres ab.

Auf Basis des Laborergebnisses kann gezielt entschieden werden, ob eine weitergehende Untersuchung Sinn macht. Sofern das Laborergebnis Parasitenstadien zeigt, kann mit dem Tierarzt das passende Entwurmungsmittel ausgewählt werden. Bestenfalls zeigt ein Laborergebnis, dass gar keine Entwurmung erforderlich ist! Das erleichtert Sie und Ihr Tier!

Wie kann man entwurmen?

Wenn Parasiten über die Untersuchung festgestellt werden, dann muss mit einem schulmedizinischen Präparat entwurmt werden. Eine im vollen Umfang wirksam antiparasitische Versorgung ist in weiten Teilen durch einen rein pflanzlichen oder/und anderen ganzheitlichen Ansatz nicht möglich. Ich empfehle daher aus guter Erfahrung eine zusätzliche alternative Versorgung neben einem schulmedizinischen Ansatz, um das Tier vor einem neuen Wurmbefall zu schützen. 

Sind die Wurmkuren schädlich für mein Tier?

Die Wirkstoffe, die gegen die Parasiten eingesetzt werden, finden bei den Säugetieren keine Rezeptoren, daher sind nicht gesundheitsschädlich*. Gleiches gilt für die Hilfsstoffe, da sie nicht vom Körper absorbiert, sondern direkt ausgeschieden werden. ABER: Alle Hilfsstoffe sind trinkwasserschädlich, genau genommen sind sie fischtoxisch!

*Achtung: Besonderes gilt für Hunde und Katzen, bei denen man nicht weiß, ob sie einen MDR1-Defekt (Defekt der Blut-Hirnschranke) haben. Dieser Defekt ist bei bestimmten Hunderassen beschrieben. Bei Katzen ist er bekannt, aber noch nicht so intensiv erforscht wie bei Hunden (und Menschen). Bei Pferden gibt es den Defekt nicht. Diese Tiere, bei denen ein MDR1-Defekt vorliegt oder nicht ausgeschlossen werden kann, dürfen KEINE makrozyklischen Lactone bekommen – dies sind Präparate, die mit „-mectin“ enden.

Was ist zu beachten?

Sollte die Wurmbürde sehr hoch sein und unwissentlich der Patient mit einer normalen Wurmkurdosis entwurmt werden, dann sterben sehr viele Organismen auf einmal, es entstehen Leichengifte und können somit toxisch und damit sogar tödlich für den Patienten selbst werden. Man kann dieses Risiko vermeiden, indem man über eine Laboruntersuchung die Wurmbürde bestimmen lässt. Wenn man weiß, dass eine hohe Parasitenbelastung vorliegt, kann man eine schleichende Entwurmungskur machen, die über mehrere Tage läuft.

Gibt es eine Prophylaxe gegen Würmer?

Die beste Prophylaxe ist ein gesunder Körper und damit ein stabiles Immunsystem. Sollte Ihr Tier chronische Beschwerden oder bekannten Stoffwechselerkrankungen haben, lassen Sie sich gerne beraten, wie Sie das Immunsystem in regelmäßigen Kuren fördern können.

 

Sind Sie an einer Kotuntersuchung Ihres Tieres interessiert? Haben Sie Fragen zu dem Verfahren? Sprechen Sie mich gerne an. Kotröhrchen können Sie bei mir erhalten. Ich arbeite mit einem sehr kompetenten Diagnostiklabor zusammen, das meist sehr schnell Laborergebnisse ermittelt. Das Ergebnis zu einer Kotprobe erhalte ich meist einen Tag nach Versand.

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